Was im American Football der Quarterback ist, im Basketball der Point Guard und im Fußball der Zehner im offensiven Mittelfeld, ist im Volleyball die Position des Zuspiels. An nahezu jedem Spielzug ist das Zuspiel beteiligt und bildet das taktische Gehirn des Teams. Mehrere Eigenschaften sind für Athleten unabdinglich, wenn es um ein konstantes und somit zuverlässiges Zuspiel geht.
- enorme Schnelligkeit
- exzellente Technik
- mentale Ausdauer
- Wahrnehmung der Spielsituation
Diese Fähigkeiten sind die zentralen Trainingsinhalte, wenn es darum geht, ein hervorragendes Zuspiel zu lernen und teamdinglich zu etablieren.
Am Samstag trafen sich 16 Spielerinnen der NTSV Volleyball Jugend in der Halle Moorflagen, um ein tolles Angebot von Riley, der Zuspielerin unserer ersten Damen, zu nutzen und einen ganzen Vormittag die Grundlagen des Zuspiels aus erster Hand Schritt für Schritt zu erlernen.
Riley Putnicki
Seit Sommer letzten Jahren haben wir das große Glück, dass Riley als Au-pair in Niendorf in einer Gastfamilie lebt. Als Zuspielerin des College-Teams der University of Maryland Baltimore (UMB) machte sie ihren Abschluss in Geschichte und verhilft den ersten Damen des NTSV zu einem exzellenten Ergebnis in der diesjährigen Saison der Landesliga des HVbV. Der Aufstieg in die Verbandsliga ist in greifbarer Nähe. Riley ist nicht nur exzellente Zuspielerin, sondern auch Trainerin im Jugendbereich.
Als Jugendliche spielte sie im All State First Team der Colorado High School Activities Association (CHSAA), vergleichbar mit dem ersten Team der Landesauswahl und wurde mehrfach in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet. In den Jahren 2016-2018 gewann ihr Team drei Meisterschaften in Folge und qualifizierte sich 2017 für die nationale Meisterschaft.
Eröffnet wurde der Workshop mit einem Video zur Einstimmung. Wir sahen drei Weltklasse-Zuspieler in Aktion und bestaunten die Leichtigkeit und Athletik. Danach ging es in eine spielnahe Erwärmung mit Koordinationsleiter und Skippings. Normalerweise lösen diese Trainingsgeräte Protest-Gestöhne und Augenrollen aus, aber am Samstagmorgen bei einem solchen Workshop waren alle mit Eifer dabei. Da mussten wir Trainer dann doch grinsen.
Nach der Erwärmung ging es zunächst intensiv um Beinarbeit. Welche Schrittfolge ist am effizientesten, wenn sich die Zuspielerin zum Ball bewegt? Dies ist keine leichte Übung und obwohl wir ausschließlich auf der Position Zwei gestartet sind, stellte schon diese kleine Herausforderung die eine oder andere Teilnehmerin vor eine schwierige Aufgabe. Welchen Fuß zuerst? In welche Richtung, wie drehe ich mich zur Position Vier? Wie komme ich in einen stabilen Stand, bevor ich den Ball spiele? Da rauchten die Köpfe, aber nach einigen Übungsläufen haben alle die enorme Wichtigkeit der Beinarbeit verstanden.
Im nächsten Teil des Workshops sollte es dann um die Unterschiede der jeweils korrekten Zuspieltechnik in den USA und in Europa gehen. Während in Europa viel mehr mit Daumeneinsatz mittels Unterarmpronation gespielt wird, bedient sich der US-Zuspiel mehr den federnden Handgelenken und dem Spiel aus dem gesamten Körper heraus. Es war toll zu sehen, wie die Teilnehmerinnen die Informationen aufgesaugt haben und verschiedene Techniken ausprobiert haben. Schon fortgeschrittene Zuspielerinnen hatten so ihre Probleme, die Technik schnell umzustellen, konnten aber vergleichen und neue Erkenntnisse für sich selbst gewinnen.
Beinarbeit, Zuspieltechnik… nun ging es darum, das Gelernte umzusetzen. Bälle sollten frontal und über Kopf auf Ziele gespielt werden. Die Trainer hatten die Aufgabe, im Sekundentakt hoch anzuwerfen, die Spielerinnen mit schnellen Schrittfolgen unter den Ball zu kommen, sich auszurichten und den Angriff einzuleiten. Wir haben tolle Bälle gesehen und großen Einsatz aller Teilnehmerinnen.
Die Herausforderung bestand darin, alle Elemente zusammenzusetzen. Von einer Position aus dem Feld heraus sollten die Spielerinnen auf die Zuspielposition laufen, sich zum Spiel öffnen, den angeworfenen Ball einschätzen, den Weg zum Ball in den erlernten Schrittfolgen laufen, sich auf die Position Vier ausrichten, um den Ball zum Außenangriff oder über Kopf zum Diagonalangriff zu stellen. Tausend Dinge, die es zu beachten galt.
Um dabei die Wahrnehmung zu trainieren, wurde als weitere Aufgabe das laute Ansagen von angezeigten Zahlen verlangt, gelesen aus dem peripheren Sichtfeld. Sehr schwer, aber großer Spaß für alle Beteiligten.
Im letzten Teil des Workshops sollte der Angriff geübt werden Auch eine Zuspielerin kann angreifen und die gegnerische Verteidigung in die Irre führen. Aus einer neutralen Zuspielposition soll der Ball möglichst schnell und ansatzlos in vorgegebene Richtungen über das Netz gespielt werden. Links, rechts, lang, kurz, alle Möglichkeiten sind abzuwägen, je nachdem, wo der gegnerische Block steht.
Damit war dann das Ende des Workshop-Programmes erreicht und alle sind mit vielen Eindrücken und Erkenntnissen in das Wochenende entlassen worden. Riley und wir Trainer waren sehr zufrieden mit den Leistungen der Teilnehmerinnen und natürlich fanden sich danach noch einige Spielerinnen in der Halle, die sich noch lange Zeit die Bälle um die Ohren gehauen haben. Ein gelungener Workshop, dem bestimmt noch weitere folgen werden, um Spezialisierungen wie Außenangriff, Mittelblock und die Position der Libera zum Thema haben werden.